Mitten in Deutschland verbindet der Harzer Hexenstieg die Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Quer durch den mystischen Nationalpark Harz führt der 100 Kilometer lange Fernwanderweg zu sagenumwobenen Höhepunkten.
Auf Schritt und Tritt begeistert der Trail zwischen Osterode und Thale mit Bergbaugeschichte und Welterbe, Kulturgenuss und Naturspektakel. Das bemerkenswerte Dach Norddeutschlands erreichen Wanderer am Brocken.
Erlebnisreiches Wandern in unberührter Natur
Am Harzer Hexenstieg sind die Ausblicke fantastisch. Zwischen dunklen Nadelwäldern und leuchtenden Bergwiesen, bizarren Felsformationen und plätschernden Bachläufen offenbart sich die landschaftliche Schönheit einer urwüchsigen Region.
Wo Mythen und Sagen den „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ begleiten, ist die Harzüberquerung ein unvergessliches Ereignis. Der zertifizierte Wanderweg erstreckt sich in den Landkreisen Göttingen, Goslar und Harz. Deutschlandweit einzigartig ist das länderübergreifende Naturschutzgebiet.
Die Route mittlerer Schwierigkeit besitzt ein Höhenprofil von insgesamt 1.232 Metern. Ein Einstieg in die sieben Tagesetappen ist je nach persönlicher Anforderung planbar. Einheitlich gekennzeichnet ist der Streckenverlauf mit einem grün-weißen Logo, das eine Hexe mit Besen zeigt.
Entlang des Hexenstiegs bieten einzelne Gastgeber einen Gepäcktransportservice zum nächsten Übernachtungsort an. Die Start- und Zielpunkte Osterode und Thale sind per Bahn erreichbar. Mit dem Harzer Urlaubsticket (HATIX) nutzen Wanderer öffentliche Verkehrsmittel kostenlos.
Etappe 1: Unterwegs von Osterode nach Buchenbock
Ausgangspunkt einer Wanderung auf dem Hexenstieg ist Osterode im Landkreis Göttingen. Die schmucke Fachwerkstadt gilt als Tor zum Harz. Zu den eindrucksvollen Bauwerken zählt das Kornmagazin, in dem sich das Rathaus befindet. Zeugnisse der Stadtgeschichte zeigt das Museum im Ritterhaus.
Die etwa dreistündige Tour führt auf dem historischen Hundscher Weg über den Marienblick ins Lerbachtal. Vorbei am Bärenbrucher Teich verläuft die reizvolle Strecke nach Buntenbock. Der idyllische Ortsteil von Clausthal-Zellerfeld gehört zum niedersächsischen Landkreis Goslar. Umgeben von Wäldern, Wiesen und Teichen liegt das reizvolle Etappenziel auch am Harzer Försterstieg.
Etappe 2: Wandervergnügen an der Oberharzer Wasserwirtschaft
Auf 21 Kilometern Länge lockt eine Tageswanderung von Buchenbock nach Torfhaus. Zu den Highlights der siebenstündigen Tour zählt das Oberharzer Wasserregal.
Das Weltkulturerbe der UNESCO ist ein jahrhundertealtes Wasserleitsystem. Weltweit einmalig besteht das Naturdenkmal aus 107 Teichen, die über Wasserläufe und Gräben miteinander verbunden sind. Die frühsten Anlagen schufen die Walkenrieder Zisterziensermönche im 13. Jahrhundert.
Vom Gebirgsbach Innerste folgen Wanderer dem Huttaler Graben bis zum Polsterberger Hubhaus. Vorbei am Dammgraben führt der Hexenstieg nach Altenau. Der heilklimatische Kurort ist als Gewürzstadt im Harz bekannt. Im größten Kräuterpark Deutschlands erwartet Besucher ein Erlebnis für alle Sinne.
Bis nach Torfhaus durchwandern Aktivurlauber den Nationalpark Harz. Der Ortsteil von Altenau liegt 812 Meter hoch. Im höchsten niedersächsischen Urlaubsort genießen Wanderer eine herrliche Sicht auf den Brocken.
Der Goethewanderweg ist Teil des Harzer Hexenstiegs. An seinem Ende lockt Norddeutschlands höchster Gipfel.
Etappe 3: Zum Brocken auf Goethes Spuren
Der bekannteste Berg im Hochharz misst 1.141 Meter Meereshöhe. Eines der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands ist mit der schmalspurigen Brockenbahn erreichbar. Am Fuße des Gipfels liegt der Luftkurort Schierke. Die niedersächsische Grenze verläuft in zwei Kilometern Entfernung.
Die Tagestour zum Brocken ist 24 Kilometer lang. Zunächst passiert der Goethewanderweg den Abbegraben und den Quitschenberg. Am Eckersprung setzt sich die Strecke entlang von Brockenbahn und Goethemoor fort. Zum Brockengipfel sind Wanderer auf dem Glashüttenweg unterwegs.
An den Drei Annen ist ein Besuch im Nationalparkhaus möglich. Vom Königshütter Wasserfall ist es nicht mehr weit bis zum Etappenziel Königshütte am Steinbach. Wer in Wernigerode übernachten möchte, kann ab Drei Annen die Schmalspurbahn nutzen und anderntags direkt nach Königshütte aufbrechen.
Etappe 4: Den Brocken einfach südlich umgehen
Deutlich weniger Höhenmeter müssen Wanderer bei einer Brockenumgehung nach Königshütte bewältigen. Die 32 Kilometer lange Strecke beginnt in Torfhaus. Vom Nationalparkzentrum führt der 1.500 Meter lange Märchenweg zum Oderteich. Auf dem teils hölzernen Abschnitt des Harzer Hexenstiegs ist Trittsicherheit erforderlich. Bei Nässe besteht Rutschgefahr!
Im Oderteich wird seit Beginn des 18. Jahrhunderts das Wasser der Oder gestaut. Die Talsperre gehört zum UNESCO-Welterbe Oberharzer Wasserwirtschaft. In landschaftlich reizvoller Lage befindet sich die Stauanlage unweit vom Braunlager Stadtteil Sankt Andreasberg.
Dem Rehberger Graben folgend, kommen Wanderer am Rehberger Grabenhaus an. In der historischen Waldgaststätte genießen Aktive die harztypische Gastlichkeit. Nach einer Stärkung erklimmen Wanderer die Jordanshöhe. Durch das Odertal verläuft der Harzer Hexenstieg bis zum Andreasberger Stieg.
Direkt nach Braunlage begeben sich Wanderer auf dem Kaiserweg. Die niedersächsische Stadt im Landkreis Goslar präsentiert sich als Luftkurort. Im Winter erwacht der Wurmberg mit seiner Bergbahn zu einem Mekka für Skifahrer in Norddeutschland.
Wahrzeichen des höchsten Berges von Niedersachsen ist ein Aussichtsturm mit gläserner Plattform. Bis zum Etappenziel Königshütte führt der Wanderweg an der Gaststätte Mandelholz vorbei.
Etappe 5: Der Nordvariante ins Rübeland folgen
Ab Königshütte lockt ein Anstieg zur Königsburg. Von der Ruine werden Wanderer mit einem Traumblick auf Brocken, Wurmberg und Winterberg belohnt. Dem Lauf der Bode schließen sich Bodfeld und Tiefenbachtal an. Der Naturlehrpfad in Richtung Rübeland führt zur Rappbodetalsperre. Parallel zur Staumauer verläuft eine Hängebrücke für Fußgänger.
Etappe 6: Den Köhlerpfad als Südvariante entdecken
Von der Königsburg zur Rappbodetalsperre gleicht der Weg der Nordvariante auf dem Harzer Hexenstieg. In Hasselfelde laufen Wanderer an der Westernstadt „Pullmann City II“ vorbei. Über den Köhlerpfad ist das Stemberghaus erreichbar. Auf dem Gelände der Köhlerei befindet sich ein deutschlandweit einmaliges Köhlermuseum. Von der Schöneburg ist das Etappenziel Altenbrak bereits zu sehen.
Etappe 7: Am Endpunkt in Thale ankommen
Unweit zur Treseburg in Altenbrak beginnt der Einstieg in die Bodetalschlucht. Eine der schönsten Schluchten Deutschlands ist ein Wanderziel der Extraklasse. Wo sich der Harzer Hexenstieg von seiner wilden Seite zeigt, überqueren Aktivurlauber die Teufelsbrücke. Vorbei an der Roßtrappe ist ein Abstecher zum Hexentanzplatz empfehlenswert. Anschließend führt der Weg in den Urlaubsort Thale am nördlichen Harzrand.
Tipps für den Harzer Hexenstieg
Als beste Wanderzeit gelten Frühjahr und Herbst. Mit Erwachen der Natur verwandelt sich die Landschaft in ein bezauberndes Blütenmeer. Sobald sich die Blätter verfärben, sind die Hochebenen im Harz in Morgennebel getaucht.
Von November bis April müssen Wanderer mit Schneefall rechnen. Manche Passage ist im Winter nur mit Schneeschuhen begehbar. Bei Eis und Schnee ist der Abschnitt zwischen Treseburg und Thale gesperrt.
Das Wandern auf dem Harzer Hexenstieg setzt gute Kondition, wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk voraus. In den Tagesrucksack gehören Sonnenschutz, Lunchpaket und Getränk.